Der 2. Lockdown in Österreich ist da und wir sind wieder mitten drin.
Die Corona Pandemie und die damit einhergehenden Entscheidungen sind weiterhin eine Herausforderung für uns. Eine Herausforderung, die uns bisweilen an unsere körperlichen, geistigen und seelischen Grenzen bringt.
Wir kennen nun schon die allgemeinen Tipps, um halbwegs gut mit der Situation umzugehen: einen Rhythmus beibehalten, auch im home office; gesund Essen; Sport machen; sich nicht 24h von den Nachrichten bombardieren lassen, sowie über Telefon und soziale Medien in Kontakt mit anderen bleiben.
Doch ich will euch einladen, noch etwas tiefer einzutauchen:
Gerade jetzt kommt es darauf an, dass wir immer wieder unser inneres Gleichgewicht herstellen- und die eigene Kraft bündeln können. Das sind die eigentlichen Grundpfeiler, um Situationen wie dieser auf allen Ebenen gesund und gestärkt zu begegnen. Denn so können wir auch die anderen Tipps gut für uns umsetzten und ebenso für andere da sein.
Hier sind 5 Empfehlungen für mehr Balance und Kraft:
1) Umgang mit der Situation und Emotionen:
Das was ist wahrnehmen, annehmen und möglichst nicht beurteilen.
Das bezieht sich sowohl auf die Virussituation an sich, als auch auf unsere eigene persönliche Lage und v. a. unsere eigene Befindlichkeit. Denn wie ich schon in meinem ersten Corona Artikel geschrieben habe: Es macht es uns jetzt nur schwerer, wenn wir unserem Leben vor Corona hinterher trauern bzw. auf unser Leben “nach Corona” hoffen. Corona ist nun Teil von unserem Leben und es wird es immer in der einen oder anderen Form bleiben. Es gilt, es zu integrieren und damit umzugehen. Alles andere zerrt nur zu sehr an unseren Nerven und bringt uns noch mehr in ein Tief. Es geht um das Annehmen und Hinschauen. Das heißt nicht, nicht mehr spüren zu dürfen. Doch es bedeutet auch nicht, uns den Emotionen völlig herzugeben und von ihnen mitreißen und überschwemmen zu lassen. Zumindest nicht auf Dauer. Mal weinen und alles rauslassen ist wichtig, ist heilsam. Aber dann wieder beruhigen.
Denn es geht viel mehr darum, uns unseren Ängsten, dem Stress oder auch der Traurigkeit bewusst zu werden. Wenn wir sie verdrängen, geht nichts weg, ändert sich nichts. Im Gegenteil, das was uns aufwühlt, macht sich noch stärker bemerkbar. Denn unsere Emotionen wollen uns im Grunde nur darauf aufmerksam machen, wo es hinzuschauen gilt und Fürsorge braucht. Wenn wir uns ihnen (und damit uns selbst), mitfühlend und liebevoll zuwenden, verändert sich etwas in uns. Wir kommen runter, wir kommen an. Es geht darum zu fühlen was jetzt ist, das zuzulassen und anzunehmen. Das bedeutet nämlich auch: sich selbst ganz zuzulassen und anzunehmen. Und auf dieser Basis des Ganz – seins, dann gut weiter zu gehen.
“Das was wir schauen, das wandelt sich.”
2) Raus gehen in die Natur
Natürlich plädiere ich als Naturliebhaberin und Naturcoachin dafür 🙂
Doch aus guten Gründen: Die Natur ist heilsam. Sie wirkt beruhigend und Stress reduzierend auf unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele.
Das, was vorher noch in Endlosschleifen durch unseren Kopf zog, wird leichter, wird klarer und sortiert sich. Unsere Wahrnehmung wird wieder feiner, die Sinne öffnen sich. Ein bewusstes darauf Einlassen schenkt uns Achtsamkeit und Raum. Wir kommen an und spüren uns selbst wieder deutlicher, auch unsere Selbstwirksamkeit und Verbundenheit.
Genauso fördert die Natur unseren Selbstwert und das Glücksempfinden. Während wir noch mit müder, frustrierter oder auch trauriger Stimmung das Haus verlassen haben, kommen wir deutlich leichter und mit besserer Stimmung zurück. Nicht umsonst werden Therapieeinheiten in der Natur auch bei Depressionen genutzt, da sie den Heilungsprozess unterstützen.
Zudem fördert der Aufenthalt in der Natur auch unsere körperliche Gesundheit: zum Einen durch die Bewegung an sich, für die sich unser sitzgeplagter Körper vielmals bedankt. Zum Anderen wird unser Immunsystem gestärkt. Aber auch unsere Atmung wird besser: Sie wird ruhiger, tiefer, rhythmische und wir können mehr von unserem eigentlichen Lungenvolumen ausnutzen. Das wirkt sich wiederum beruhigend auf unseren Geist und unsere Emotionen aus. Es ist also eine stetige win – win Situation, wenn wir in der Natur unterwegs sind.
Das bedeutet nun: den inneren Schweinehund überwinden und rausgehen- zum Spazieren, zum Wandern, zum Joggen… Selbst wenn es nur 15 Minuten sind: Das sind 15 Minuten die wir uns selbst schenken, um wieder Kraft zu tanken. Und auch wenn wir immer in derselben Umgebung unterwegs sind, wird es immer anders sein, wenn wir uns dafür öffnen: Das Wetter; die Temperatur; die Uhrzeit; die Menschen, denen wir begegnen; Tiere, die wir beobachten können; unterschiedliche Bäume, Sträucher, Blumen, die es zu entdecken gibt…
Es geht darum, die Natur bewusst zu erleben.

3) Bewusst tun, was gut tut
Kannst du direkt fünf Sachen aufzählen, die du gerne machst und die dir wohltun?
Setzt dich einen Augenblick hin und erstelle eine Mindmap, schreibe alles auf, was dir dazu einfällt. Von der Tasse Kaffee am Morgen, über Kochen, Sporteln, mit den Kindern spielen, deine Lieblingsserie gucken, lesen, heiß duschen… Was es auch ist: schreibe es auf und integriere es wieder in deinen Alltag.
Wir sind sehr gut darin, unser eigenes Wohlbefinden zu drücken, wenn scheinbar so viele andere Dinge so viel wichtiger wirken. Oder wenn uns Sorgen, Ängste und Zweifel zu beherrschen scheinen. Gerade jetzt, in diesen herausfordernden Zeiten. Doch irgendwann stehen wir da und können nicht mehr. Dann sinkt unsere Kraft gegen Null.
Natürlich gibt es Gegebenheit die es erschweren, uns stundenlang in die Wanne zu legen, alle zwei Tage für zwei Stunden das Boot Camp Training zu absolvieren oder den ganzen Tag ein fünf Gänge Menü vorzubereiten. Doch es geht gar nicht nur um diese großen Auszeiten, obwohl diese natürlich was sehr Feines- und oftmals eine Sache der Planung sind.
Sondern es geht um die kleinen Momente, jene, die uns uns selbst Spüren lassen, auch wenn wir dafür nicht erst fünf Liter schwitzen müssen. Und das sind Dinge, die wir bewusst tun: am Morgen den ersten Kaffee nicht irgendwie zwischen dem ganzen Trubel trinken, sondern bewusst fünf Minuten damit an den Tisch setzten; wenn beim Arbeiten der Flow stockt rüber gehen ins Wohnzimmer und den Kater bürsten und dann wieder geklärter weiter machen; spazieren gehen, und wenn es nur 10 Minuten sind; den Nachmittagskaffee tagträumend mit Blick auf eine Kerze oder aus dem Fenster trinken, statt Social Media zu scrollen; 20 Minuten bedtime Yoga und entspannt einschlafen….
Es geht um das kleine, feine Glück. Diese Momente können wir uns schaffen, indem wir sie bewusst tun.

4) Fünf Nüsse in der Tasche oder: Dankbarkeit
Manchmal – und gerade in herausfordernden Zeiten – scheinen die Widrigkeiten den Tag zu überrollen. Wir stehen morgens mit Sorgen im Kopf auf und gehen abends mit einem Gedankenwirrwarr zu Bett. Dabei übersehen wir jedoch leicht, was an dem Tag noch alles geschehen ist: was wir erreicht und erschaffen haben und welche kleinen, feinen Momente in ihm verwoben waren. Dafür gibt es eine super Erinnerung: der Nüsse oder Kiesel Trick. Pack dir gleich am Morgen eine Handvoll Nüsse oder kleine Kiesel in die linke Hosentasche. Und dann lass für jeden Moment der dich erfreut, der dein Herz erfüllt und für den du dankbar bist, eine Nuss in die andere Hosentasche wandern. Schau dir am Abend an, wie voll deine rechte Hosentasche nun ist und welche schönen Momente du heute erlebt hast.
Wie glaubst du, schläfst du dann ein?
Wer mit super tights oder Bleistiftröcken unterwegs ist (oder einfach keine schweren Hosentaschen haben will), kann sich auch ein kleines Notizbüchlein schnappen und dort schon untertags oder am Abend, alles rein notieren was heute gut war. Buch der Dankbarkeit. Book of love.
Wir sind unglaublich gut darin, all das zu sehen was nicht gut geklappt hat, was wir hätten besser machen können oder was wir nicht haben. Denn wir lernen im Laufe unseres Lebens eher uns von Ängsten, Mangel und nicht hilfreichen Gedanken leiten zu lassen, als das wir lernen Fülle, Glück und Wunder wahrzunehmen. Das bewusste Hinschauen und die Dankbarkeit, sie erinnern uns daran, wie viel Schönheit, Liebe und Freude doch in unserem Tag und somit in unserem Leben ist.
5) Kreativität, Fantasie und das innere Kind
Wann hast du das letzte Mal so richtig zu deiner Lieblingsboygroup, ok, Lieblingsband abgetanzt? Drei Lieder lang einfach durch das Wohnzimmer fliegen oder halt mal mit viel Rhythmus putzen? Singst du noch unter Dusche? Und reizen dich die Laubhaufen auf der Wiese jetzt im Herbst nicht doch im Geheimen und du würdest am Liebsten einfach rein hüpfen? So wie du es als Kind getan hast?
Welche Geschichten haben deine Fantasie als Kind beflügelt? Was hast du generell als Kind gerne gemacht und gespielt? Erinnere dich und tu es. Setzte es in deinem heutigen Rahmen um. Wenn du früher z. B. gerne deine Puppen schön angezogen und ihr Haus dekoriert hast, dann male oder zeichne etwas, streiche das Schlafzimmer, hänge neue Bilder auf.
Hast du dich gerne verkleidet? Dann schnapp dir deinen Partner, zieht euch schick an und schaut euch von der Couch eine Oper, ein Theaterstück oder ein Musical an (natürlich mit Sekt/O-Saft- und Brezen Pause).
Oder hast du dir gerne bunte Geschichten ausgedacht und aufgeschrieben? Dann setzt dich wieder dran, schreibe das Gedicht, die Kurzgeschichte oder das Buch, was schon so lange in dir rumgeistert (ist übrigens auch ein tolles Weihnachtsgeschenk…).
Du warst ein kleiner Abenteurer und vermisst auch jetzt das Reisen so sehr? Ruf eine Freundin an und redet das komplette Telefonat über in englisch miteinander.
Lass den Helden deiner Jugend wieder aufleben und lese die Harry – Potter -Bücher oder Marvel Comics mit der Taschenlampe unter der Bettdecke.
Tanzen, singen, lachen, malen, spielen…
Es tut uns gut, uns wieder öfter mit dem Kind in uns zu verbinden, denn es ist eine Quelle der Kreativität und Fantasie. Und es ist Meister darin, in dem Moment seines Tuns aufzugehen. Das können wir bei Kindern ganz wunderbar beobachten.
Diese Kraft der Kreativität und des Moments, sie ist eine wichtige Ressource in uns. Sie öffnet unser Herz und setzt Glückshormone frei. Und sie hilft uns nicht im ewigen Trott hängen zu bleiben. Gerade dann, wenn wir wie jetzt durch den Lockdown, tatsächlich mit unseren Bewegungen im Außen eingeschränkt sind. Kann schon sein, dass unser Erwachsenes-Ich uns den Vogel zeigt, wenn wir nun als Pause vom Arbeiten shuffle dance üben. So what. Es geht darum, zu leben.

Wir sehen, es geht im Grunde um das genaue Hinschauen und das bewusste Tun. Um das Einlassen auf den Augenblick und das Vertrauen in die eigene Intuition. Um das bei uns selbst bleiben. Dann hat das ganze Wirrwarr das im Außen – oder auch im Inneren – herrscht, viel weniger Einfluss auf uns.
In diesem Sinne hoffe ich, dass dieser Beitrag dich unterstützt, dein inneres Gleichgewicht und deine Kraft zu stärken, um dann mit mehr Gelassenheit und Inspiration den Herausforderungen die da sind zu begegnen.
Alles Liebe,
Annika
P.S. Wenn du tiefer eintauchen willst, ist für dich vielleicht mein Winter Workshop passend. Hier gehts zu mehr Infos.
Auch für Einzelcoachings habe ich noch Kapazitäten. Momentan finden sie aufgrund des Lockdowns online statt. Hier erfährst du mehr.
Liebe Annika,
Danke für deinen inspirirenden Eintrag und vorallem dem Teil, dass wir dem Leben “vor” Corona nicht nachtrauern, aber auch nicht auf das Leben “nach” Corona warten sollten, weil es jetzt einfach ein Teil von unserem Leben ist- sehr gut geschrieben!
Ich werde mich nachher gleich mal bei einer Tasse leckerem Kaffee hinsetzen und versuchen einige deiner Ideen umzusetzen :)!
Ganz viele liebe Grüße aus Chile
Insa
Liebe Insa,
vielen Dank für deine Worte! Es freut mich, wenn dich der Beitrag inspiriert und du gleich etwas ausprobieren willst. Berichte mir gerne davon 🙂 Leider fällt es uns häufig so schwer im gegenwärtigen Augenblick zu leben und anzunehmen was ist, gerade dann, wenn die Situation sehr herausfordernd ist. Und das ist Corona einfach. Situationen wie diese können wir nicht direkt verändern, wir können aber verändern wir wir darüber denken und damit umgehen. Das macht den Unterschied. Und irgendwie fällt mir jetzt die weise, alte Schildkröte von Kung Fu Panda ein die sagt: ” Yesterday is history, tomorrow is a mystery but today is a gift. That is why we call it present.” 🙂 In diesem Sinne, be present, alles Liebe, Annika